In seiner Kolumne „New Work – was ist das eigentlich“ thematisiert Andreas Ollmann regelmäßig Konzepte und Ideen aus dem Themengebiet der neuen Arbeitswelt. In der aktuellen Folge liegt der Fokus auf dem Thema Innovationsmanagement. Damit auch aus kleinen Ideen eine große Innovation wird.
„Ich habe da mal ne Idee“ – dieser Satz könnte der Beginn von etwas Großartigem sein. Doch allzu oft verstummt er, bevor er ausgesprochen wird. Warum? Weil in vielen Unternehmen noch immer eine Kultur herrscht, die Fehler bestraft und Experimente scheut. Dabei sind genau diese Elemente der Nährboden für Innovation und Fortschritt.
In der New Work Ära geht es darum, eine Umgebung zu schaffen, in der Ideen florieren und Experimente willkommen sind. Eine Kultur, in der Fehler nicht als Makel, sondern als wertvolle Lernerfahrungen betrachtet werden. Klingt utopisch?
Keineswegs. Immer mehr Unternehmen erkennen den Wert dieser Denkweise. Der erste Schritt ist ein Umdenken in der Führungsebene. Chefs müssen von Kontrollfreaks zu Ermöglichern werden. Sie schaffen den Raum für Kreativität, indem sie Vertrauen schenken und Risiken zulassen. Das bedeutet auch, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen und offen über eigene Fehler zu sprechen. Für Mitarbeitende heißt es: Trau dich! Bring deine Ideen ein, egal wie verrückt sie zunächst erscheinen mögen. Oft entstehen die besten Innovationen aus scheinbar absurden Gedanken. Wichtig ist, diese Ideen nicht nur zu äußern, sondern auch auszuprobieren.
Hier kommt das Konzept des „Rapid Prototyping“ ins Spiel. Statt endlos zu planen, werden Ideen schnell in einfache Prototypen umgesetzt und getestet. Scheitert der Versuch, lernt man daraus und versucht es anders. Ist er erfolgreich, kann man darauf aufbauen.
Um eine echte Experimentierkultur zu etablieren, braucht es Strukturen. Dedizierte Zeiten und Ressourcen für freies Forschen, wie Googles berühmte „20% Zeit“, können Wunder wirken. Auch „Hackathons“ oder „Innovation Labs“ bieten Raum zum Experimentieren abseits des Tagesgeschäfts. Eine gesunde Fehlerkultur bedeutet nicht, dass alles erlaubt ist. Es geht um kalkulierte Risiken und darum, aus Fehlern zu lernen. Nach jedem Projekt, ob erfolgreich oder nicht, sollte es eine ehrliche Retrospektive geben. Was lief gut? Was können wir beim nächsten Mal besser machen?
Wichtig ist auch, Erfolge zu feiern – und zwar nicht nur die großen Durchbrüche, sondern auch die kleinen Fortschritte und gewonnenen Erkenntnisse. Dies motiviert und ermutigt zu weiteren Experimenten.
Die Implementierung einer Experimentier- und Fehlerkultur ist kein einfacher Prozess. Sie erfordert Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft, alte Denkmuster zu hinterfragen. Doch der Aufwand lohnt sich. Unternehmen, die diese Kultur leben, sind nachweislich innovativer, agiler und letztlich erfolgreicher.
Zudem macht es einfach mehr Spaß, in einem Umfeld zu arbeiten, das Neugier und Kreativität fördert. Mitarbeitende fühlen sich wertgeschätzt und sind motivierter, ihr Bestes zu geben.
Also, trau dich beim nächsten Mal, wenn du eine Idee hast. Sprich sie aus, experimentiere damit. Vielleicht scheitert sie, vielleicht wird sie der nächste große Wurf. In jedem Fall wirst du daran wachsen – und mit dir das ganze Unternehmen. Denn vergiss nicht: Jede bahnbrechende Innovation begann einmal mit dem Satz: „Ich habe da mal ne Idee…“
Andreas Ollmann
Andreas studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen. Als Inhaber und Geschäftsführer der Ministry Group glaubt er daran, dass Unternehmen im digitalen Zeitalter andere Formen von Arbeitsorganisation brauchen, um überleben zu können. Deshalb arbeitet er gemeinsam mit seinen Partnern und seinem Team daran, die Firmen der Ministry Group jeden Tag ein bisschen besser zu machen.
Seine Erfahrungen mit New Work, Change, Innovation, Transformation und nachhaltigen Unternehmen teilt Andreas gerne – als Moderator, Speaker, Coach und Berater. Er leitet regelmäßig Diskussionsrunden zum Thema Neuordnung der Arbeitswelt – flexibel, nachhaltig, gesund und digital. Aufgrund seiner vielschichtigen Erfahrungen in diesem Bereich ist Andreas zudem ein gefragter Gesprächspartner verschiedener Medien wie brandeins, Werben & Verkaufen, NDR, HORIZONT oder Capital.
Darüber hinaus möchte Andreas auch junge Menschen dazu anregen, nicht nur Anwender in unserer digitalen Welt zu sein. 2014 hat er dazu mit zwei Partnern die Hacker School gegründet: Dort kann der Nachwuchs erleben, wie spannend es ist, Dinge selbst zu steuern und zu verändern – indem man Code schreibt.
Bildquelle / Lizenz Aufmacher: Foto von Júnior Ferreira auf Unsplash