Alle sprechen vom „inneren Kind“. Ob in Paarbeziehungen, Teamcoaching oder Life Coaching: Es ist überall dabei. Aber ist es wirklich immer sinnvoll, mit diesem Ansatz zu arbeiten. So viel schon mal: Nein.
Aber was ist das „innere Kind“?
Die Idee des “inneren Kindes“ geht zurück auf einen Ansatz des Theologen John Bradshaw. Es ist kein wissenschaftliches Konzept, sondern eine Metapher für Dynamiken, die in uns wirken. Auch psychotherapeutische Schulen arbeiten mit Kind-Anteilen und übersetzen sie in therapeutische Arbeit. Wissenschaftlich validiert ist vor allem die Ego-State-Therapie.
In der Psychodynamik spricht man. von “Objekten” und “Introjekten”. Objekte sind Repräsentanzen unserer Beziehungen. Sie sind also z.B. das, was wir von Vater oder Mutter abgespeichert haben (und natürlich nicht diese selbst). Introjekte sind unreflektierte Teile des inneren Erlebens, beispielsweise „eingeimpfte“ Wertvorstellungen. Gemeinsam können sie uns im Erwachsenenalter kräftig sabotieren.
Retraumatisierung durch Innere-Kind-Arbeit
Ich möchte mich hier auf den Aspekt konzentrieren, der oft außen vorgelassen wird: Die Frage, ob die Arbeit mit dem Inneren Kind auch negativ, schädlich und sogar retraumatisierend sein kann. In meinem Buch „Coachingfalle“ beschreibe ich einen Fall, in dem das „innere Kind“ zum falschen Zeitpunkt kam. Doch es kann sogar noch weiter gehen: Mein Podcast-Interviewpartner Klaus Eidenschink sagt klar, dass Täterintrojekte auf keinen Fall Heimat finden dürfen.
Wie bei vielen Psychokonzepten ist der Übertrag in die Laienwelt mit Gefahren verbunden, die vielen gar nicht bewusst sind, weil sie dafür nicht ausgebildet und/oder sensibel sind. Hinzu kommt, dass oft die eigene Lebensgeschichte zum Maßstab für die Coach- oder Therapie-Arbeit gemacht wird: Weil ich von etwas profitiert habe, muss es auch für andere gut sein. Dem ist nicht so!
Ich verlinke hier meine zwei Videos, die das Thema aufgreifen. Möchten Sie tiefer eintauchen: In meinem Buch „Die Coachingfalle“ gehe ich noch tiefer in die Fallbeschreibungen und erläutere Hintergründe. Übrigens: Mir haben viele Therapeuten geschrieben, dass das diese „Falle“ keineswegs nur im Coaching verbreitet ist.
Mein Video über die Coachingfalle “Inneres Kind”
Podcast-Videointerview mit Klaus Eidenschink — auch über “innere Kinder”:
Der Beitrag Das innere Kind muss nicht Heimat finden erschien zuerst auf Svenja Hofert.