Die Welt wäre eine bessere, wenn sich alle coachen ließen. Doch leider haben die, die an den Schalthebeln sitzen, oft besonders wenig Zeit oder Sinn für das, was Coaching ermöglicht: Reflexion und Persönlichkeitsentwicklung. Denn oft herrscht ein Missverständnis über das, was Coaching ist – weder Zielerreichungsmaschine noch Speed-Lösungsfabrik.
Unsere Persönlichkeit wächst und wandelt sich, ist stetig im Werden. Das braucht Pflege und Begleitung, die ganz unterschiedlich aussehen kann: Mal geht es ums Abgrenzen, mal ums Umpflügen, dann wieder ums Anbauen und Ausmisten. So wird Coaching zur Lebens- und Berufseinstellung, bei der Probleme und Ziele keine zwingende Voraussetzung mehr sind.
1. Ordnung: Coaching sortiert
Im Hamsterrad ist nie genug Zeit. Wer Erlebnisse, Gedanken, Gefühle und die eigenen Entscheidungen nie sortiert, steht irgendwann vor einem unübersichtlichen Berg, der hinter jeder Abbiegung eine Überraschung parat hat.
Gerade erfolgreiche Fach- und Führungskräfte verlieren oft den Bezug zu ihren eigenen Bedürfnissen.
Wie sieht es überhaupt in mir aus? Welche Möglichkeiten sehe ich, welche nicht? Coaching kann eine innere Inventur sein, aber auch ein Aufräumen. Je öfter man sich coachen lässt, desto vertrauter ist einem das eigene Innere. Das Sortieren wird leichter. Viele Menschen entwickeln ihre inneren Strukturen ganz einfach: Indem sie mit jemanden sprechen, der einfach nur aufmerksam und achtsam zuhört.
2. Zielfindung: Coaching gibt dem inneren Kompass eine Richtung
Ziele sind selten eindeutig und klar. Oft gilt es, sie erst herauszuarbeiten. Was will ich eigentlich wirklich? Und welche Kriterien lege ich bei Zielkonflikten an? Jeder kennt die Situation, wenn man sich immer wieder im Kreis dreht. Wie gut kann dann eine leichte Kursänderung oder auch Umdrehen tun! Manchmal geht es einfach nur darum, Ziele loszulassen, die einem selbst nicht guttun. Wie gut ist es dann, jemanden zu haben, der einen selbst immer wieder als Kapitän auf das eigene Schiff holt.
3. Zielerreichung: Coaching macht erfolgreich
Zu groß denken oder zu klein: Es sind die eigenen Ansprüche, die Erfolg ermöglichen, aber auch verhindern. So normal, dass sich widersprechende Verhaltensweisen genau das sabotieren, was man doch so gern erreichen möchte. Dazwischen grätschen all die Mindfucks und schädlichen Glaubenssätze, die die Gedanken in Geiselhaft nehmen. Wunderbar, schädliche Gedanken einzufangen, anzunehmen, loszulassen und die gestiegene mentale Kraft zu spüren.
4. Feedback: Coaching öffnet neue Fenster
Je weniger blinde Flecken wir haben, desto klarer unser Selbstbild. Coaching ist auch eine gute Gelegenheit, die Rückmeldungen von anderen zu reflektieren – oder auch aktiver zu suchen. Gleichzeitig stärkt Coaching das Selbstbild, wenn im Mittelpunkt nicht nur die Frage steht „wer bin ich“, sondern auch „wer will ich werden?“ Die eigene Tendenz, sich selbst zu begrenzen, kann sich in Luft auflösen, wenn innere Schranken fallen.
5. Altes loslassen: Coaching schafft den Boden für eine neue Saat
„Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben“ – ob dieser Satz nun Ruth Cohn oder Erich Kästner zugeschrieben werden kann (oder beiden): In ihm liegt eine äußerst heilsame Wahrheit. Denn die künftigen Möglichkeiten liegen auch in einer Neubetrachtung der eigenen Vergangenheit. Die Reflexion über die Vergangenheit ist deshalb vor allem dann hilfreich, wenn die bisherige Betrachtungsweise selbst beschränkt.
6. Neues entstehen lassen: Coaching lässt neue Samen aufgehen
Wir neigen oft dazu, immer die gleichen Wege zu gehen, ähnliche Gedanken zu denken und den bisherigen Vorlieben zu folgen. Dabei entsteht Neues oft dort, wo man noch nie gewesen ist. Deshalb regt Coaching auch an, ermutigt, etwas auszuprobieren und widersprüchliche Emotionen und Gedanken anzunehmen. Denn wenn Neues entsteht, ist das Alte immer noch präsent und kann nicht einfach ausgeschaltet werden. Deshalb ist gutes Coaching immer auch ein motivierendes Framing für Veränderung. Es deutet auf die Sonne und das Licht, wenn wir diese noch nicht sehen können. Zugleich stärkt es die Durchhaltekraft, denn gerade Veränderung braucht die prozessurale Begleitung.
7. Entwicklung: Coaching lässt reifen
Ein reflexionsorientiertes Coaching har immer eine narrative Komponente: Die eigene Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft wird neu interpretiert. Das ist wie eine Verbreiterung der eigenen Oberfläche: Wir gewinnen mehr Perspektiven und werden differenzierter in unserer Wahrnehmung und flexibler in unseren Verhaltensweisen. Das ist die Basis für einen entspannteren Umgang mit schwierigen Situationen – und mit sich selbst. Kleine und große Krisen können so viel produktiver verarbeitet werden.
8. Sinn: Coaching trägt zu einer besseren Welt dabei
Reflektierende Menschen kommen früher oder später auch zum Sinn, den sie dem Leben geben wollen. Die kleinen oder großen Despoten und Tyrannen dieser Welt werden diesen Punkt nie erreichen. Deshalb ist Coaching immer auch Prävention vor Machtmissbrauch. Es schützt nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Gesellschaft vor schädlichen Verhaltensweisen, die aus Zwängen oder engem Denken entstehen. Es lohnt sich also nicht nur für die, die sich coachen lassen, sondern für alle anderen auch.
Bild: Foto von cottonbro studio: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-paar-menschen-buro-4101143/
Der Beitrag 8 Gründe, warum Coaching sich immer wieder lohnt erschien zuerst auf Svenja Hofert.