Das riecht nach Rache! Die Politik liefert gerade reichlich Anschauungsmaterial für Verhalten, das (mindestens) Bauchschmerzen macht. Da wird beschuldigt, beklagt und sich gerächt. Wir fragen uns: Geht es da wirklich noch um die Zukunft unseres Landes – oder nur um das eigene Überleben, den Vorteil?
Die dunklen Seiten der Persönlichkeit zeigen sich nicht nur in Extremen wie Machthunger oder Rücksichtslosigkeit, sondern auch in alltäglichen Verhaltensweisen, die wir manchmal nur als „anstrengend“ und bisweilen als „toxisch“ wahrnehmen. Es ist eine oft unterschwellige Dynamik, die Beziehungen vergiftet, Teams spaltet und langfristig Vertrauen zerstört. Und dabei spielen Systeme und ihre Logiken, aber auch Persönlichkeitseigenschaften eine Rolle.
Beschrieben werden diese durch den so genannten d-Faktor der Persönlichkeit, wobei d für „dark“ steht. Es geht also um dunkle Eigenschaften. Doch wo fangen diese an? Und was ist dunkel.
Beginnen wir beim bekanntesten d-Merkmal:
Narzissmus: Wenn das eigene Ego im Mittelpunkt steht
Stellen wir uns vor, ein Kollege präsentiert die Ergebnisse eines Teamprojekts vor der Geschäftsleitung. Statt die gemeinsame Leistung zu würdigen, redet er nur über seinen eigenen Beitrag. Lob nimmt er gerne an, während er die Arbeit anderer kleinredet. Dieses Verhalten mag kurzfristig für ihn Vorteile bringen, doch es hinterlässt Frustration im Team und schadet der Zusammenarbeit.
Auch im privaten Umfeld zeigt sich Narzissmus subtil: Die Freundin, die sich auf einer Geburtstagsfeier nur darüber unterhält, welche tollen Erfolge sie hatte oder wie teuer ihre neue Tasche war, ohne jemals nach den Erlebnissen anderer zu fragen, mag nicht böse sein – aber sie lässt andere unsichtbar erscheinen. V
Machiavellismus: Manipulieren für den eigenen Vorteil
Ein Beispiel für machiavellistisches Verhalten ist der Manager, der eine Beförderung anstrebt. Statt sich durch Leistung zu profilieren, streut er Gerüchte über einen Konkurrenten, sabotiert dessen Arbeit oder stellt ihn vor dem Chef absichtlich schlecht dar. Nach außen gibt er sich charmant und loyal, doch hinter den Kulissen zieht er die Fäden.
Im Freundeskreis kann Machiavellismus ebenfalls subtil auftreten: Eine Person erzählt einer anderen absichtlich falsche Informationen über einen gemeinsamen Freund, um Konflikte zu provozieren – nur, um später als „Vermittler“ gut dazustehen.
Psychopathie: Kalte Entscheidungen ohne Rücksicht auf Verluste
Psychopathie muss nicht immer bedeuten, dass jemand kriminell handelt. Emotionale Kälte und fehlende Empathie können sich auch in alltäglichen Entscheidungen zeigen. Ein Beispiel ist der Unternehmer, der ohne Vorwarnung eine Kollegin nach zwanzig Jahren Betriebszugehörigkeit kündigt, weil sie zu teuer geworden ist. Die Entscheidung mag wirtschaftlich sinnvoll sein, doch sie wird ohne Rücksicht auf persönliche Bindungen oder Konsequenzen für die Betroffene getroffen.
Ein weiteres Beispiel ist ein Freund, der Versprechen macht, die er nie einhält, und auf Konfrontation nur mit einem Schulterzucken reagiert – als wäre jede emotionale Reaktion für ihn bedeutungslos.
Warum dunkle Eigenschaften so oft erfolgreich sind
Das Erschreckende an diesen Verhaltensweisen ist, dass sie kurzfristig oft belohnt werden. Der narzisstische Kollege bekommt die Aufmerksamkeit, der machiavellistische Mitarbeiter die Beförderung, und der psychopathische Chef spart Kosten. Doch diese Erfolge sind meist nicht von Dauer. Vertrauen schwindet, Teams zerbrechen, und langfristig leiden die Betroffenen selbst.
Wie können wir damit umgehen?
Svenja Hofert betont, dass wir diese dunklen Eigenschaften erkennen und benennen müssen, um sie gezielt zu adressieren. Oft hilft es, nicht sofort zu reagieren, sondern bewusst Abstand zu gewinnen. Sie rät: „Wer dunklen Eigenschaften mit Klarheit begegnet, kann ihre destruktive Wirkung entschärfen – und vielleicht sogar etwas Positives daraus machen.“
Denn: Ein wenig Narzissmus kann inspirieren, strategisches Denken à la Machiavelli kann helfen, komplexe Probleme zu lösen, und emotionale Kälte kann in Krisen für klare Entscheidungen sorgen – solange die Balance stimmt. Es ist wichtig zu wissen, dass Menschen viele verschiedene Eigenschaften haben. Und der d-Faktro auch eine statistische Größe ist, die eine Normalverteilung zeigt. Das bedeutet: Es gibt Menschen, die höhere, mittlere und niedrige Werte haben. Hinzu kommt, dass diese sich oft mit anderen verbinden.
So gibt es narzisstisch geprägte Persönlichkeiten, die sich für das Wohl der Gesellschaft einsetzen. Sie messen ihren Erfolg auch an dem Mehrwert, den sie stiften. Das „dunkle“ ist so stark gezähmt.
Neben individuellen Eigenschaften spielt auch das System, in dem Menschen agieren, eine entscheidende Rolle. Ein Umfeld, das Egoismus belohnt oder moralische Enthemmung ignoriert, kann solche Eigenschaften verstärken. In der Politik beispielsweise fehlt oft eine klare Ausrichtung auf das „höhere Gute“, was dazu führt, dass destruktive Verhaltensweisen toleriert werden.
Lassen Sie uns noch mal etwas ins Detail gehen.
Der Beitrag Riecht nach Rache: Von der dunkle Triade zur niederträchtigen Neun und dem Dreckige Dutzend erschien zuerst auf Svenja Hofert.