Es ist als würde die Luft zum Atmen fehlen. Die Mitarbeitenden werden entweder krank oder verlassen das krankmachende Umfeld. Die Führungskräfte agieren hilflos. Talente fangen hier sicher nicht an! Sie werden oft auch gar nicht eingestellt, weil das Talent fordert – auch den Druck für die Anderen erhöht.
Systeme am Limit – die erlebe ich derzeit häufig. Mit System meine ich:
das psychische System
das umgebende Teamsystem (Einheit, Abteilung, Gruppe)
das dem Teamsystem übergeordnete System (Organisation)
sowie das Funktionssystem, dem sich die Organisation unterordnet (Verwaltung, Politik, Wirtschaft)
Und mit am Limit: Das alle das zusammenhängt.
Der Mensch im Mittelpunkt? Von wegen
Wenn das Bildungssystem nicht funktioniert, wirkt das auf das Schulsystem, wirkt das auf die Lehrenden. Wenn das Gesundheitssystem nicht funktioniert, wirkt das auf Krankenhäuser, Praxen, Ärzte. Ja, und dann kommen da noch all die regionalen Besonderheiten hinzu.
Es funktioniert nicht, weil die Weichen nicht gestellt werden oder scheinbar nicht gestellt werden können. Niemand kann handeln, sei es aus Kostendruck oder aufgrund von Vorschriften und Gesetzen. Besonders dramatisch ist es da, wo es um Versorgung von Alten und Hilfsbedürftigen geht, um Bildung, um Soziales – um Menschen. Der Mensch im Mittelpunkt: Dort, wo er wirklich dahin gehört, da darf er gar nicht sein.
Was kannst du tun, wenn du in so einem System tätig bist oder Menschen dort berätst? In einem System, das Weichenstellung verlangt, oft an der Politik hängt? Das vom Kostendruck und dem Fachkräftemangel ganz unmittelbar bedroht ist? Wo Revolution nötig wäre, nicht das Schrauben am Detail.
Fünf Tipps für Menschen, die Systeme am Limit erleben
Spielräume entstehen da, wo etwas nicht eindeutig geregelt ist: Brauchbare Illegalität bedeutet, Dinge zu tun, die weder eindeutig verboten noch eindeutig erlaubt sind – im Sinne der Anderen.
Strukturelle Veränderungen sind erstmal wichtiger als kommunikative: Wo können wir den Raum ändern, die Abläufe, die Meetings? Weglassen ist wirksamer als “addieren”.
Hoffnung kann naiv oder tragend sein: Sie ist da berechtigt, wo es wirkliche Veränderungen gibt, etwa andere Führungsstile und Versuche, die Verkrustungen aufzubrechen.
Verbündete finden wir oft woanders: Es macht sehr viel Sinn, sich Initiativen anzuschließen, etwa den Verwaltungsrebellen.
Die eigene Kraft ausloten: Kann ich hier noch wirksam sein und dabei gesund bleiben? Diese Frage kann nur jeder für sich beantworten. Tatsache ist, dass Menschen positive Energie brauchen. Wo keine ist, ist kein Leben.
Weitere Hintergründe und praktische Tipps in meinem aktuellen Audio bei Substack.
Foto von Ron Lach : https://www.pexels.com/de-de/foto/rot-hand-mauer-wand-9831655/
Der Beitrag Systeme am Limit – rette sich wer kann erschien zuerst auf Svenja Hofert.